Das Coming-Out der Architektur

Kuratierung Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe
17.11.2022 – 19.01.2023

M O F A Mannheims Ort für Architektur präsentiert vom 17. November 2022 bis zum 19. Januar 2023 die Ausstellung „Das Coming-Out der Architektur“ vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten Baden-Württemberg. Mit der Ausstellung im Schaufenster des Kreativwirtschaftszentrums C-HUB im Stadtteil Jungbusch möchte der Verein ein Zeichen setzen und „queeren“ Positionen innerhalb der Architektur eine Bühne bieten. Es handelt sich um die deutschlandweit erste Architekturausstellung, die sich bewusst mit der Thematik auseinandersetzt. Der Showroom im Foyer wird dafür temporär in einen „Queerspace“ verwandelt. Gezeigt werden Arbeiten des anonymen Architekturkollektivs “TheQueerArchitect”, die von einem Rahmenprogramm begleitet werden. Die Ausstellungsarchitektur stammt von Iassen Markov und Julian Friedauer vom Architektur- und DJ-Label Technobeton, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Architekturhistoriker Dr. Uwe Bresan kuratiert haben. 

Die gezeigten Arbeiten von “TheQueerArchitect” sollen provozieren, die Architekturgeschichte dekonstruieren und neue Perspektiven bieten. Im Prozess des „Queerings“, wie die anonymen Akteur*innen ihre Arbeitsweise selbst beschreiben, werden der Architektur neue Lesarten eingeschrieben, Bedeutungen verschoben und Wissen neu konstruiert. Durch geschickte Montagen von Internet-Bildern wird eine alternative Realität abgebildet, die frech, spielerisch und selbstbewusst eine andere, „queere“ Architekturgeschichte behauptet. Le Corbusier bemalt Eileen Grays legendäres Haus E 1027 mit Keith-Haring-Figuren; Peter Zumthors Thermalbad in Vals verwandelt sich zum Cruising Ground; und in Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon taucht statt Georg Kolbes „Frühlicht“-Statue plötzlich der „Barberinische Faun“ aus der Münchner Glypthotek auf. Wie verändert sich dadurch der Charakter der Architektur? Und welchen neuen Fragen müssen wir uns dadurch stellen? Wirkte nicht schon Le Corbusier, als er sich nackt beim Bemalen von Grays Ferienhaus fotografieren ließ, transgressiv? War vielleicht eine Schwulensauna das Vorbild für Peter Zumthors Felsentherme? Und verliert Mies’ Meisterwerk in Barcelona seine Unschuld, wenn sich im Wasserbecken des Patios statt Kolbes graziler Frauengestalt ein betrunkener, nackter Faun räkelt und den Besucher*innen sein Gemächt entgegenstreckt?

Es sind provokante Fragen, die die Arbeiten von “TheQueerArchitect” aufwerfen. Zugleich ist den Bildern aber auch eine Leichtigkeit, Lebensfreude und Sexyness eingeschrieben, die in der Architektur oft vermisst wird. Die Ausstellung generiert so neue Zugänge und Sichtweisen, die sich „queer“ zum heteronormativ geprägten Architekturdiskurs stellen und übernimmt somit auch eine Aufgabe der Repräsentation. Die Ausstellung wird zum kollektiven Coming-Out! 

Kooperationspartner*innen
Bund deutscher Architektinnen und Architekten, C-HUB Kreativwirtschaftszentrum Mannheim, Queeres Zentrum Mannheim, LSBTI-Beauftragung der Stadt Mannheim